Nach der Rückkehr aus Miami geht es mit dem Flieger über
Quito und Lima nach Cusco in Peru. Dabei erwarten uns zunächst zwei
fliegerische Highlights, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beides
jedoch sind – zumindest für mich – durchaus spannende Erlebnisse. Zunächst gibt
es am Flughafen von Miami eine schöne Überraschung. Kurz vor dem Boarding zu
unserem Flug nach Quito werden unsere Namen aufgerufen. Am Gate nimmt man uns
unsere Tickets ab und tauscht diese in zwei neue Tickets, auf denen die
Sitznummern 1d und 1e prangen. Wir haben soeben ein Upgrade in die Business
Class von American Airlines erhalten – dank eines engen Freundes von Natalie
und Fabrizio, der bei American Airlines in nicht unbedeutender Position arbeitet.
Bei Gin Tonic, Knabberkram und Essen auf Porzellantellern genießen wir unseren
leider nur recht kurzen Flug. Und nur unwillig richten wir unsere Sitze zum
Essen aus der 180 Grad Position wieder auf.
Das zweite Highlight: Auf unserem Flug von Quito nach Lima –
nun wieder in gewohnter Holzklassenumgebung – geben die Triebwerke unseres
Fliegers auf einmal seltsame Töne von sich. Es klingt, als ob die Turbinen ins
Leere feuern. Kurz darauf sackt das Flugzeug zwei Mal sekundenlang
ins Leere hinab. Die Stewardessen, die gerade
mit dem Getränkeservice beschäftigt sind und diese Luftlöcher scheinbar haben
kommen hören, können sich nur mit Mühe an den Sitzen und den Handgepäckfächern
festklammern. Alles andere, was nicht niet und nagelfest ist, fliegt sofort an
die Decke. Heißer Kaffee, Cola und Wasser ergießen sich auf die Passagiere.
Auch wir sind pitschnass, noch ehe wir begreifen, was da eigentlich gerade
passiert ist. Alles geht so schnell, dass jeder erstaunlich ruhig bleibt. Wer
ein solches Erlebnis mal realistisch und solide nachstellen will, dem empfehle
ich den Tower of Terror im Disneyland Paris. Danach geht der Flug wie gewohnt
weiter und wir sind um die Erkenntnis reicher, dass sich Anschnallen im Flieger
tatsächlich immer lohnt.
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We like American Airlines |
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Cola an der Flugezeugdecke |
Wohlbehalten, wenn auch mit Kaffeeflecken verschönert,
erreichen wir Cusco. Die alte Inkahauptstadt auf 3.400 Metern mitten in
den Anden ist Ausgangsort für die tausende Touristen, die sich von hier täglich zur eigentlichen Attraktion, der Inkaruine Machu Picchu, aufmachen. Aber auch Cusco selbst hat eine Menge zu bieten. Ähnlich zu Quito ist die Kolonialarchitektur der Spanier hier sehr schön erhalten. Als die Spanier Cusco 1533 erreichten, zerstörten sie in erprobter iberischer Konquistadorenart wie mit einer Dampfwalze alles
Bebaute der Inkas und errichteten eigene Kirchen, Wohn- und Geschäftshäuser.
Gold und Silber der Inkas wurden eingeschmolzen und nach Spanien gebracht. Heute gibt es nur noch wenige Mauern in Cusco, die von den Inkas gebaut wurden.
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Breiter ging der Bürgersteig wirklich nicht |
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Natürlich darf der Pisco Sour nicht fehlen |
Wir streifen ziellos durch die Stadt. Am ersten Abend unseres Aufenthaltes in Cusco werden wir Zeuge davon, dass Halloween auch außerhalb der USA gefeiert wird.
Tausende Familien bevölkern mit ihren Kindern den zentralen Plaza de Armas. Die
Juniors ziehen dabei auf ihrer Jagd nach Candy von Geschäft zu Geschäft und von
Tourist zu Tourist. Ich als Deutscher bin völlig unschuldig. Nicole als Amerikanerin muss sich allerdings schon den Schuh anziehen, dass wir völlig unvorbereitet sind und den Kids leider nichts bieten können.
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Volle Ladung Halloween |
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Cusco bei Nacht |
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Hühnchen, Meerschwein, Hund? Auf jeden Fall lecker |
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Hand- und Fußarbeit |
Aber auch unser eigentliches Ziel sind natürlich die Inkaruinen von Machu Picchu. Ich hatte das Glück, bereits vor einigen Jahren schon mal dort sein zu können. Insofern weiß ich in etwa, was mich dort erwartet. Nicht erwartet habe ich jedoch die massiven Preissteigerungen seit damals. Selbst ohne jeglichen Luxus kostet der Ausflug nach Machu Picchu mittlerweile fast 200 Euro – und damit locker das Doppelte von dem, was es damals gekostet hat. Organisierte Touren sind noch einmal teurer. Am stärksten
schlägt dabei der Zug von Cusco nach Machu Picchu zu Buche. Satte 119 US-Dollar
verlangt man von uns für eine ca. 1 ½ stündige Fahrt pro Person. Peruaner
fahren die gleiche Strecke übrigens für 2,50 Dollar. Nun habe ich nichts gegen
unterschiedliche Preise für Einheimische und Ausländer. Die allgegenwärtige
Armut in vielen Ländern Südamerikas rechtfertigt unterschiedliche Preise
durchaus. Bei einem Aufschlag von fast dem Fünfzigfachen fühlen wir uns dennoch
ausgenommen. Jegliches Maß scheint verloren gegangen zu sein. Europäer und
Amerikaner sind per sé die reichen Ausländer – ob goldbehangene Pensionärin
oder armer Backpacker spielt dabei keine Rolle. Entsprechend steigen die Preise von Jahr zu Jahr scheinbar ins Unermessliche.
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Da stehen unsere 119 Dollar pro Person |
Die Begleiterscheinungen sollen jedoch das Erlebnis Machu Picchu nicht trüben. Dieser Ort hat eine ganz eigene Energie. 1911 wiederentdeckt können Touristen heute rund 200 recht gut erhaltende Gebäude und rund 3.000 Terrassen hoch über dem Tal des Flusses Urubamba besichtigen. Sobald man die Stadt betritt wird man automatisch ruhiger und andächtiger. Staunend sitzt man stundenlang auf den Terrassen und genießt das Panorama. Insbesondere morgens, wenn noch Nebel und Wolken durch die Anlage ziehen und oft nur für wenige Sekunden einen Blick auf die Häuser und Plätze freigeben, wirkt dieser Ort mystisch.
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Im Nebel nähern wir uns Machu Picchu |
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Wer schaut am Lustigsten? |
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Nic beim Quatsch machen |
Natürlich schießen wir viel zu viele Fotos – ebenso wie in der Folge auch auf unseren Ausflügen auf den Titicacasee zwischen Peru und Bolivien – mit rund 3.800 Metern Wasserlinie der höchste See der Erde – und der Salzwüste von Uyuni im Süden von Bolivien. Diese Orte für sich lohnen jede Strapaze der Anreise. Der Moment, wenn man meint, die Wolken über dem Titicacasee berühren zu können oder sich die Blicke in der gleißenden und endlosen Weite des Salzes in Uyuni verlieren, sind unvergesslich.
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Abends noch Regen über Titicaca |
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Am Morgen aber schön |
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... und kühl |
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Auf der Isla del Sol |
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Kinder lesen uns ihre Hausaufgaben vor |
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Auf nach Uyuni |
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Fähre Bolivian Style |
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Nic wieder beim Quatsch machen |
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Über der Salzwüste |
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Und wieder Quatsch machen |
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Hartes Shooting |
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Auf 5.000 Meter |
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Kein Platz zum Landen? |
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Ein Berliner und ein Bayer kauen viel Coca |
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Die lustige Uyunitruppe |
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Und Michael Jackson lebt doch |
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Ein Berliner und ein Bayer trinken Bier im Hotpool |
Dennoch verlassen wir Peru und Bolivien bereits nach rund zwei Wochen und das durchaus mit gemischten Gefühlen. Denn so recht wohl fühlen wir uns nicht. Städte und Dörfer sind zum Teil unfassbar hässlich. Wenn es einen der häufigen Regenschauer gibt, gleichen die Dörfer einem Morast. Es dominiert die Farbe braun der unzähligen Lehmhütten und der rotbraunen Ziegelsteine der meisten Häuser. Uns bedrückt vor allem die Gegend um den Titicacasee, in der die tristen Städte und Dörfer in krassem Gegensatz zur Schönheit des Sees stehen. Zudem findet klimabedingt und etwa im Unterschied zu Asien so gut wie kein Leben auf der Straße statt. Es wirkt, als wollten die Leute so schnell wie möglich wieder in ihre Häuser kommen.
Viel schwerer wiegt jedoch, dass wir nur selten das Gefühl haben, Gast zu sein. Die Menschen eilen an einem vorbei. Es wird kaum gelacht. In erster Linie fühlen wir uns als Wirtschaftsgut. Ausländische Touristen dienen dazu, Geld ins Land zu bringen.
Und tatsächlich scheint der stetige Strom an Touristen diese Einstellung der
Menschen zu bestärken. Nur selten haben wir das Gefühl, dass die Menschen daran
interessiert wären, sich und ihr Land von der gastfreundlichen Seite zu
präsentieren. Geschweige denn, dass es in Peru und Bolivien Interesse an
unserer Person oder Herkunft gibt. Wir werden Zeuge, dass Touristen an der Grenze vom Bus einfach zurückgelassen werden, weil die Grenzkontrolle zu lange dauert. Wer sich daraufhin beschwert, wird noch im Bus bedroht oder im besten Fall belächelt. Gerade auf den Busreisen durch beide Länder bemühen sich Busfahrer und Agenturmitarbeiter
aufrichtig, dem Touristen zu zeigen, dass man ein Gut ist, das notgedrungen
transportiert werden muss.
Keineswegs wollen wir nun jedoch über diese Länder richten. Wie fast alle sind wir wegen der Sehenswürdigkeiten wie Machu Picchu, dem Titicacasee oder der Salar de Uyuni gekommen. Damit sind wir notgedrungen im Tourismusapparat dieser Länder gefangen und haben sprachbedingt nur wenig Kontakt zu den ‚echten‘ Menschen. So existieren Einheimische und Touristen ausschließlich nebeneinander. Das bedauern wir sehr, weil unser Urteil mit Sicherheit der Mehrheit der Menschen nicht gerecht wird. Wir fragen uns oft, ob wir zu streng urteilen. Denn natürlich gibt es auch schöne
Ausnahmen. Ein Peruaner kommt mit uns ins Gespräch, weil er vor einigen Jahren
eine Zeit lang in Darmstadt gelebt hat und uns deutsch sprechen hört. Ein
anderer Peruaner sieht uns in Cusco hilflos auf der Suche nach einem Kleinbus
durch die Straßen ziehen und führt uns ganz selbstlos zur gesuchten Straße.
Dennoch machen wir leider häufiger die Erfahrung, dass Freundlichkeit
Fehlanzeige ist. Daher beschließen wir, unsere Reise in beiden Ländern etwas zu
beschleunigen und schneller als ursprünglich geplant wieder nach Chile zu
kommen. So überqueren wir am Ende unser Salar de Uyuni Tour wieder die Grenze
nach Chile und entspannen uns in San Pedro de Atacama für ein paar Tage vom
hektischen Reiserhythmus der vergangenen Wochen, bevor unsere lange Reise durch
Chile nach Patagonien beginnt.
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