Sunday, October 6, 2013

Seelenspa in Down Under



Als wir im vergangenen Jahr unsere Reise gebucht haben, verschwendeten wir keinen allzu großen Gedanken an Australien. Australien, das macht doch jeder. Außerdem ist es zu teuer und zudem waren wir jeder für sich schon mal dort. Diese drei Gründe, die uns beim Planen der Reise nur zu einem nötigen Flughafentransfer in Down Under veranlassten, bestehen ohne Zweifel auch noch ein Jahr später. Und dennoch haben wir auf einmal den innigen Wunsch, Zeit in Australien zu verbringen. Die Gründe dafür? Nach zweieinhalb Monaten in Asien verspüren wir beide auf einmal den unbedingten Drang nach einer geordneten Gesellschaft – nach westlichen Großstädten, nach funktionierendem Nahverkehr, nach leckerem Kaffee, nach Käse und Leberwurst, nach gutem Wein, und nach netten und coolen Leuten. Dass mit Dina und Sasha und Sonya und Horst zudem noch Freunde in Brisbane und Sydney wohnen, macht die Entscheidung für Australien nur noch einfacher. 
 
Flieger fast für uns

Qantas zeigt sich hier ganz kulant, wie im Übrigen die ganze Airline bislang auf dieser Reise unser absoluter Favorit ist. Und so besteigen wir nach Ankunft in Australien nicht den wartenden Flieger nach Neukaledonien, sondern das Taxi in die Innenstadt von Brisbane. Zumindest mir ist Brisbane wohlbekannt. Bereits 2002 besuchte ich mit Thomy die Stadt, als Nico an der dortigen QUT (Queensland University of Technology) zwei Semester feier.. äh studierte. 

Schnell merken wir, dass die Entscheidung zu bleiben absolut die richtige ist. Brisbane ist toll. Die Leute sind wahnsinnig nett und offen. Der Kaffee ist eine Wucht. Die Architektur, das Grün der Parks, die blühenden Vorgärten in den Vorstädten, die sauberen Straßen – einfach alles ist Wellness für die Augen und für´s Gemüt. Die Stadt gibt einem ein gutes Gefühl und so freue ich mich über vieles Bekannte, das ich wiederentdecke, aber auch über viel Neugebautes, das links und rechts des Brisbane Rivers entstanden ist. Wir lassen uns einfach durch die Stadt treiben, setzen uns hier in hippe Cafés in noch hipperen Stadtteilen und trinken dort ein Bier in den unzähligen Bars. Wir gehen ein bisschen shoppen und erstehen stolz eine Kaffeepresse für nur fünf Dollar. Und tatsächlich leistet uns dieses Goldstück große Dienste in den kommenden Reisewochen. 
 


 Bevor wir am nächsten Tag den Zug nach Sydney besteigen, verbringen wir einen großartigen Abend mit Dina und Sasha. Dina habe ich vor fast 20 Jahren während eines halbstarken Herrenurlaubs in Dänemark kennengelernt. Und es macht mich mehr als froh, dass diese Verbindung trotz der vielen Jahre noch immer hält. Beide laden uns zu einem galaktischen Abendessen beim Italiener ein und fahren uns zu später Stunde durch die Stadt. Wir fühlen uns pudelwohl.

Mit Dina und Sasha beim galaktischen Dinner
Da unser Weiterflug nach Neuseeland nicht in Brisbane sondern in Sydney startet, besteigen wir am kommenden Abend auf Wunsch einer einzelnen Dame den Zug nach Sydney. Immerhin ist Nicole im Unterschied zu mir großer Eisenbahnfan. „Bereits“ nach 12 Stunden erreichen wir in den frühen Morgenstunden die Hauptstadt von New South Wales. 

Zug nach Sydney

Beim letzten Sydney Besuch vor über zehn Jahren war ich erkältet, das Hostel war Mist und das Wetter war grau, kalt und regnerisch. Diesmal jedoch ist Sydney ganz Kumpel und empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein.  Die erste Nacht verbringen wir noch in einem Hostel, in dem sich gefühlt nur deutsche Teens und Twens aufhalten. Sie alle sind mit einem Work&Travel Visum ausgestattet und warten auf den ultimativ tollen Sommerjob. Jeder gibt auf der Hostelterrasse seine Lebensweisheiten und sinnvolle Ratschläge zum Besten. Allerdings scheint bei den Jugendfreunden außer guten Ratschlägen nicht viel zu Gehen. Die teutonische Schwemme ist scheinbar deutlich zu stark für die begrenzte Anzahl an guten Jobgelegenheiten in Australien. 

Wir – für´s Arbeiten beim Reisen ohnehin zu alt – machen keine Anstalten zu knechten und arbeiten lieber das notwendige Touristenprogramm ab. Wir besichtigen Oper, Botanischen Garten, den Hafen und das Einwandererviertel ‚The Rocks‘ samt Museum. Wir entdecken abseits des Touristenstroms derart süße Stadtviertel, dass wir auf der Stelle auswandern wollen. Zudem buchen wir uns eine Tagestour ins Hunter Valley, eine der bedeutendsten Weinregionen Australiens. Fünf Weingüter stehen auf dem Plan. Und während alle asiatischen Teilnehmer nach dem zweiten Weingut, zwei neuseeländische Frauen nach dem dritten und die verbliebene Schweizerin nach dem viertenWeingut das Handtuch werfen, nehmen wir die Tour Ernst. Bis zum letzten Weingut verkosten wir gewissenhaft alle angebotenen Tropfen, nicken wissend den Kopf und schmeißen schlaue Sprüche. Und dabei haben wir doch genauso wenig Ahnung wie der Rest. Dafür mag uns der Busfahrer – ein ausgewanderter Kiwi – der fortan nur noch mit uns quatscht.  

Erstes Frühstück in Sydney
Unsere Neighbour'hood'
Botanischer Garten Sydney
Bekannt oder?
Erst voll, dann leer.
Auf dem Weinberg
Möwe sagt Hallöchen
Manly Beach
Surfer will zurück zum Strand
Beide kommende Abende wohnen wir bei Sonya und Horst in Newtown. Ein nochmaliger Dank den Beiden dafür! Horst, ein ehemaliger Kollege von Nico und mittlerweile enger Freund, lebt hier mit Sonya. Sie ist Neuseeländerin und auch Horst hat mittlerweile die neuseeländische Staatsbürgerschaft. Zwangsweise hat der Job jedoch beide nach Sydney verschlagen. Newtown mit seiner ausgeprägten Kaffeekultur, seinen kleinen Designshops und Buchläden, den unzähligen schicken Bars und Restaurants, die sich Berlinlike hinter etwas angegammelten Fassaden verstecken, nimmt uns endgültig gefangen. Überall begegnen uns nette und herzliche Menschen. Wir werden ständig gefragt, wo wir herkommen und wie lange wir in Sydney bleiben. Jeder gibt nützliche Tipps. Im Bus unterhalten wir uns lange mit einer Professorin, die die Fahrt für uns zur spannenden Stadtrundfahrt werden lässt. Kurzum: Wir sind total verliebt in Sydney und seine Einwohner und bedauern, dass unsere fünf Tage in Australien auch schon wieder vorbei sind. Zudem stellen wir am letzten Tag mit Erschrecken fest, dass wir nicht einmal ein Foto von uns mit Sonya und Horst gemacht haben. Das holen wir beim nächsten Besuch in Berlin unbedingt nach. Versprochen! Mit Wehmut und doch viel Vorfreude fahren wir zum Flughafen und besteigen unseren Flieger nach Neuseeland.

Einer von zig Kaffees
Wenn schon nicht von den Beiden, dann wenigstes das Wohnhaus von Sonya und Horst
Nicht nochmal Singapur - ab nach Auckland

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