Thursday, November 14, 2013

Chi, Chi, Chi, le, le, le, Vamos Chile!

Noch immer sind wir völlig angetan von den vergangenen drei Wochen in unserem Campervan. Da fällt es schon schwer, nach der Ankunft am Flughafen in Santiago de Chile sich wieder auf völlig neue Gegebenheiten einstellen zu müssen. Ein Gewimmel von Menschen, die ungewohnte Lautstärke und spanische Wortfetzen brechen auf uns herein. Und wir brauchen durchaus einige Zeit, bis wir uns erneut  auf eine neue Kultur eingestellt haben und alle Eindrücke aufnehmen können.

Ankunft in Santiago

Dabei ist das Ziel Chile bewusst gewählt. Denn kein anderes Land macht einem die Eingewöhnung in Südamerika leichter. Chile ist vergleichsweise wohlhabend, stabil und organisiert. Korruption und Inflation sind gering, das Pro-Kopf-Einkommen ist das höchste in ganz Süd- und Mittelamerika. Die Infrastruktur ist hervorragend, an materiellen Dingen fehlt es so gut wie nichts und die Menschen sind tolerant, interessiert und weltoffen. Fast ist Chile ein europäisches denn ein südamerikanisches Land. Und so ist das Leben in Santiago auch für uns nicht so sehr verschieden zu dem in einer europäischen Großstadt. 

Wir beziehen nach Ankunft ein Hostel, vermissen dabei ganz enorm unseren Campervan Brit und streifen die ersten beiden Tage etwas wehmütig durch Santiago. Im Künstlerviertel Lastarria gönnen wir uns unseren ersten von einigen mehr Pisco Sour – dem Nationalcocktail Chiles, bereitet aus Pisco, Limettensaft, Zucker, Eiweiß und Angostura. Die kommenden Tage wollen wir etwas ruhiger angehen lassen und für fast zwei Wochen so etwas wie Alltag erleben. Wir belegen einen Sprachkurs. Mit unserem Lehrer Matias, einem 25 jährigen Linguistikstudenten, pauken wir jeden Tag Vokabeln und Grammatik. Vor der Schule schauen wir uns die Stadt an. Nach der Schule kochen wir im Hostel, lernen Leute kennen oder gehen sogar unverschämt früh ins Bett. Wir quälen uns durch den Berufsverkehr Santiagos und gehen wie normale Chilenen im Supermarkt einkaufen. Nach unserer letzten Spanischstunde nimmt uns Matias in ein Pub mit. Gemeinsam schauen wir beim einen oder anderen Bierchen die WM-Qualifikation zwischen Chile und Kolumbien. Wer bereits in Südamerika Fußball geschaut hat, der weiß, dass das durchaus ein ganz besonderes Erlebnis ist. Selbst Anzugträger verlieren jegliche Beherrschung singen und schmettern inbrünstig Chiles Schlachtruf Chi, Chi, Chi, le, le, le, Vamos Chile.

Beim täglich Pisco trinken nach der Schule
Künstlerviertel Lastarria
Hostel Nr. 1
Beim Fußball schauen mit Matias
Hostel Nr. 2
Natürlich mit Planschbecken

Ab und zu sind wir sogar sozial

Wir fühlen uns nun nach einigen Tagen sehr wohl in Santiago. Dabei ist Santiago durchaus keine Schönheit. Die Stadt hat nicht die Energie von Buenos Aires oder Rio. Sehenswürdigkeiten sind rar gesät. Vieles in Santiago erinnert jedoch an Berlin. Einige Stadtviertel dämmern im Dornröschenschlaf und warten nur darauf, wachgeküsst zu werden. Die Stadt ist nicht gekünstelt. Sie ist rau und direkt. Der Punk ist in Santiago durchaus noch häufiger anzutreffen als der blasierte Halstuchträger. Der Sneaker dominiert ganz klar den Lederschuh, das zerrissene T-Shirt sticht eindeutig das Karohemd aus und so manche Prachtimmobilie träumt verkommen vor sich hin, bis irgendwann einmal der geschäftstüchtige Immobilienentwickler kommt und ein Hotel baut. Natürlich darf der pornobebrillte Hipster nicht fehlen. Santiago will nicht gemocht werden. Nie hört man die Frage, wie es einem denn in Santiago gefällt. Wer jedoch bereit ist, hinter die Kulissen zu schauen, der entdeckt viel Herzlichkeit, Spannendes und Überraschendes – und ja, der ist gefesselt von dieser Stadt. Und so sind wir es auch. 

So ein bisschen Street Art
Wartet auf den Investor
Nach zwölf Tagen brechen wir vorläufig unsere Zelte in Chiles Kapitale ab. Denn wir wissen, dass wir im Verlaufe unserer Reise noch weitere zwei Mal nach Santiago kommen werden – einmal auf unserem Weg von Peru und Bolivien im Norden nach Patagonien im Süden und letztlich ganz am Ende der Reise im Januar, wenn wir von Santiago aus wieder Richtung Berlin fliegen werden. Vorsorglich schauen wir uns daher noch Wohnungen in unseren Lieblingsvierteln Lastarria und Bellas Artes an und reservieren bereits für November und Januar zwei Apartments. Schließlich machen wir uns mal wieder auf den Weg zum Flughafen, um diesmal in Ecuadors Hauptstadt Quito zu fliegen. Dort warten nicht nur neue Erlebnisse, sondern auch das geliebte Bruderherz, der nach Äonen des Studierens und kurz vor seiner ersten seriösen Lohnarbeit sein Leben genießt und seinerseits Südamerika unsicher macht. 

Auf dem Cerro San Cristóbal
Monument für Chiles Indigene
Denkmal für den 1973 gestürzten Salvador Allende
Präsidentenpalast Palacio de la Moneda

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