Wednesday, November 20, 2013

Sympathie mit Hindernissen

Auf dem Flug nach Quito wälzen wir unseren Reiseführer über Ecuador. Was wir ansatzweise wussten, wird darin noch einmal bestätigt. Quito ist durchaus keine sichere Metropole. Überfälle auf Touristen – auch mit Messern vorgetragen – sowie Taschendiebstähle sind wohl keine Seltenheit. Empfohlen wird daher, bestimmte Gegenden zu bestimmten Zeiten zu meiden und häufiger das Taxi zu nehmen. Wobei durchaus auch die Wahl des Taxis darüber entscheiden soll, ob man frohgemut oder unnötig um viel Geld erleichtert wieder aussteigt. Wenn wir eines gelernt haben, dann solche Horrorszenarien zur Kenntnis zu nehmen, sich dadurch jedoch nicht übermäßig die Reise vermiesen zu lassen. Zudem freuen wir uns darauf, Kai wiederzusehen. Dennoch wird es ein schwieriger Start in Quito und es dauert einige Zeit, bis wir mit der Stadt Freunde werden. 

Wiedersehensbierchen mit Bruder

Schnell lernen wir, dass das allgegenwärtige Gefühl der Unsicherheit nicht unbegründet scheint. Eine 23-jährige Britin wird am Tag unserer Ankunft auf dem Weg auf einen nahegelegenen Berg überfallen, mit dem Messer attackiert und an Händen und Beinen verletzt. Dass sowohl die Reiseführer als auch die Hostels von diesem Weg zu Fuß abraten und ein Taxi empfehlen, entschuldigt die Tat nicht im Geringsten. Wir kümmern uns in den ersten Tagen um sie, bis ihr Vater aus England eintrifft und wir gemeinsam eine gute Zeit verbringen. So können wir unsere ersten Tage keineswegs genießen, sondern lassen sämtliche Wertgegenstände im Hostel. Bei Anbruch der Dunkelheit legen wir einen Schritt zu oder nehmen ein Taxi – nur um nach wenigen Tagen zu merken, dass uns nichts Gefährliches widerfährt. Wir lassen zwar weiter Vorsicht walten, nehmen aber nun auch offen unsere Kamera mit und laufen auch in der Dunkelheit etwa in ein Pub in der Nähe unseres Hostels.

Mit Verspätung bemerken wir dadurch erst, wie schön Quito ist. Die Stadt gehört zum Unesco Weltkulturerbe und das zu Recht. Quito hat eine wunderschöne Innenstadt. Die Ecuadorianer habe die Kolonialarchitektur der Spanier hervorragend konserviert. Die Häuser sind farbenfroh, die Menschen nett und an uns interessiert. Natürlich ist der Icebreaker bei Gesprächen in Südamerika immer der Fußball. Und so ist man gern gesehener Gast, wenn man sagt, man sei aus Deutschland. Voller Bewunderung fallen dann Namen wir Ballack, Müller, Schweinsteiger und Bayern Muntschen. Zur Heiterkeit trägt indes natürlich ebenso bei, dass sich Ecuador just in dieser Zeit für die WM 2014 qualifiziert hat. Auch sonst scheint uns Ecuador entwickelter als wir das gedacht haben und fortschrittlicher als so manch anderer südamerikanischer Staat. Die Infrastruktur ist nicht übel. Ein dichtes Netz an normalen Bussen und Oberleitungsbussen verbindet in Quito jeden Winkel der Stadt, die bis hinauf auf die umliegenden Berge und Vulkane getrieben wurde. 

Blick von der Hostelterrasse
Bewacher des Blocks
Wir treffen Kai und verbringen viel Zeit mit Bruderherz, der nach seiner Spanischschule in der Regel zu uns kommt. In den kommenden Tagen fahren wir auf den Vulkan Pichincha in über 4.000 Meter Höhe, von wo sich ein grandioser Blick auf Quito bietet. Wir besuchen die Äquatoriallinie und lassen Nicole dort ein Ei legen. Dieses Ritual gehört zu den üblichen Spielchen am Äquator – und tatsächlich, das Ei fällt nicht um. Wir übersehen gerne, dass die gebogene Haltevorrichtung daran ihren Anteil hat. Wir lernen junge Amerikaner kennen, die nach Quito ausgewandert sind und nach einem eigenen Hostel nun auch ein kleines Braupub eröffnen. Bereits vor der offiziellen Eröffnung dürfen wir die allerdings noch verbesserungswürdigen Biere testen und schließlich tragen wir uns auch zur offiziellen Eröffnungsfeier.

Verwegene Blicke am Pichincha
Auf der Äquatorlinie (Und ein offensichtlich besoffener Fotograf)
Nic legt ein Ei
Brewpuberöffnung bei den Bandidos
Nach über einer Woche haben wir trotz den holprigen Starts durchaus Gefallen an Quito gefunden. Wir verabschieden uns von Kai, der noch eine Weile länger durch Ecuador reisen will und den wir Weihnachten in Buenos Aires wiedersehen wollen. An einem sehr frühen Morgen unterbrechen wir unsere Weltreise für eine Woche, nehmen das Taxi zum Flughafen und brechen nach Miami auf, wo Nicoles Schwester heiratet.

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